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Goldhaubengruppe Aicha vorm Wald

Die Goldhaubengruppe Aicha vorm Wald ist eine Frauengemeinschaft, deren Ziel es ist, die Festtracht der Goldhaube nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und sie als selbstverständliche Festkleidung in unsere Gemeinschaft einzubinden.

In Aicha vorm Wald wurde die Goldhaubengruppe im Jahre 1989 auf Initiative der Frau Maria Bomeisl gegründet. Der Gruppe gehörten damals 22 Goldhaubenträgerinnen an. Heute umfasst die Gruppe nun mehr 31 Mitglieder + 3 Kinder.

Durch die Anwesenheit der Goldhaubenfrauen werden auch viele kirchliche und weltliche Feste und Feierlichkeiten verschönert.

So entsteht eine Goldhaube

(entnommen aus dem Buch: Alt-Passauer Goldhauben)

Fast alle Goldhauben sind in eigener Handarbeit gefertigt. Das bedeutet, dass keine der anderen gleicht. Jede Goldhaube ist ein Unikat.
Das Sticken einer Goldhaube erfordert Fingerfertigkeit, viel Ausdauer und fachliche Beratung. Dazu werden eigene Stickkurse angeboten. In einen Holzrahmen wird ein 15 x 115 cm breites Band (Grundgewebe) mit goldfarbenem Seidenfutter unterlegt und gespannt. Das Band ist aus feinst gewalztem, vergoldetem Nickelgoldgespinst gewebt. Das Grundmuster der Goldhaube wird auf Seidenpapier gezeichnet und dann auf dieses Band geheftet.
Jede Stickerin entwirft ihr eigenes Muster, das sich meistens an alten Vorbildern orientiert. Das sind Weinranken, Trauben, Ähren, Blüten und Blätter oder Sonnenräder.
Gestickt wird mit einem goldfarbenen Seidenfaden, heute überwiegend aus Synthetik. Aufgestickt werden Flitter und Folien in
verschiedenen Größen und Formen. Das Material besteht aus mit 18 Karat vergoldetem Kupfer.
Auf das vorgezeichnete Grundmuster werden mit vergoldetem Vorlauffaden Flitter, Perlen und andere Schmuckelemente aufgenäht.

Dann wird das Seidenpapier vorsichtig entfernt. Mit Folien, in die vorher mit einer kleinen Ahle Löcher geschlagen wurden, mit Bouillon (ein hohler, feingedrehter Golddraht) und Goldborten wird das Muster vollendet.

Nach dem Stickvorgang wird das bestickte Band oben gerafft und über einen umsponnenen Draht, dessen Gerüst vorher angefertigt wurde, gezogen und aufgenäht. Je nach Kopfgröße werden die beiden Flügel zusammengenäht.

Knauf

Der Knauf, das prunkvollste Stück der Goldhaube, wird unabhängig vom Band angefertigt und erst zum Schluss auf die Haube genäht. Er setzt sich aus vielen kleinen bestickten Filspolstern zusammen.

Als letztes wird auf die Flügel die Masche aufgenäht. Sie besteht aus schwarzer Web-, Klöppel- oder bestickter Tüllspitze mit einer Drahtversteifung am Rand, die mit einer Borte gesäumt ist. Die Goldhaube wird mit einem goldfarbenen Baumwollstoff gefüttert. Ein Samtband am unteren Rand dient als Schutz für Haube und Trägerin. Je aufwändiger dasMuster ist um so mehr Arbeitsstunden benötigt die Stickerin. Sie arbeitet 300 bis 400 Stunden an einer Goldhaube. Die Materialkosten liegen durchschnittlich bei 800 bis 1000 Euro. Dazu müssen noch die Kursgebühren gerechnet werden. Der eigene Arbeitsaufwand ist natürlich dabei nicht enthalten.

Unsere durchgeführten Goldhaubenstickkurse

Im Jahr 2002 sollte der Verein eine Auffrischung erfahren. Etliche Frauen konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an den Veranstaltungen teilnehmen. Einige hatten uns leider für immer verlassen. Auf eine Anzeige im Aichaer  Gemeindeblatt hin meldeten sich 10 Frauen, die eine Goldhaube bzw. Perlhaube oder Kinderhaube sticken wollten.
Unsere Vorsitzende Christa Greil konnte Frau Annemarie Holzleitner aus Wels für dieses Vorhaben gewinnen. Frau Holzleitner hatte bisher schon viele Kurse im „Haus der Familie“ durchgeführt. An 10 Nachmittagen im zweiwöchigen Wechsel sollten die Kurse stattfinden. Mit großem Fachwissen und –können leitete Frau Holzleitner die Stickkurse. Viele hatten sich die Arbeit allerdings leichter vorgestellt. Mit pädagogischem Geschick und der nötigen Strenge ermunterte uns unsere „Lehrerin“ immer wieder, den Mut nicht zu verlieren und fleißig unsere „Hausaufgaben“ zu erledigen.
Der Fleiß wurde belohnt: Am 22.03.2003 konnten 14 Frauen ihre gelungenen Werke präsentieren. Parallel zum Goldhaubenstickkurs hatte Frau Holzleitner mit 5 Frauen auch noch Gebetbucheinbände und Rosenkränze gefertigt.
8 Goldhauben, 3 Perlhauben, 1 Kinderhäubchen, 5 Rosenkränze und 5 Gebetbucheinbände waren das stolze Ergebnis.

Bereits im nächsten Winter fand ein weiterer Stickkurs mit Frau Holzleitner statt. Goldhauben, Perlenhauben, Perlentaschen und Perlengeldbörsen wurden in mühevoller Kleinarbeit angefertigt. Viel Fingerspitzengefühl war von Nöten, um die herrlichen Sträußchen aus Golddraht, Perlen, Seidenblumen usw. herzustellen. Insgesamt beteiligten sich 25 Frauen an den verschiedenen Kursen.

Zur Geschichte der Goldhaube

Geschichte

Die Goldhaube, so wie wir sie im Donauraum kennen, entstand im 18. Jahrhundert in der Gegend von Linz in Oberösterreich. Die erste bekannte Darstellung einer Passauerin mit Goldhaube findet sich im Oberhausmuseum und stammt vermutlich aus dem Jahr 1790. Eine weitere sehr frühe Abbildung zweier Passauer Bürgersfrauen mit Goldhauben entstand 1825.
Von 1830 an wurde die Passauer Goldhaube nicht nur von den Bürgersfrauen, sondern auch von deren Töchtern getragen. Nur wenige begüterte Bürgersfrauen konnten sich eine solche Haube leisten. Bisweilen wurden Hauben auch mit schwarzen Perlen angefertigt und von Frauen getragen, denen die Goldhaube zu teuer war. Die Goldhaube –inzwischen Teil der Festtagskleidung wohlhabender Bürgerinnen-wurde bevorzugt in den Städten getragen.
Aber schon bald strebten die reichen Innviertler und Rottaler Bäuerinnen den Passauerinnen und den Linzerinnen nach. So
verbreitete sich die Goldhaube in das Inn- und Rottal bis Pfarrkirchen sowie in den an die Donau angrenzenden Raum des Bayerischen Waldes.Zur Goldhaubentracht gehört ein langes Kleid in dezenter Farbe (schwarz, weinrot, dunkelblau, altrosa…). Ausserdem trägt man dazu den Türkenschal, Beuteltasche, Regenschirm mit Rüschen, ein Biedermeiersträußchen und Handschuhe ohne Finger.